Foto: Die beiden Bundestagsabgeordneten Angelica Schwall-Düren und Karl Schiewerling hatten zu einer Sitzung des „Weimarer Dreiecks“ in den Deutschen Bundestag eingeladen.
Von Robert Hülsbusch
Das “Weimarer Dreieck” tagte in Berlin.
Eine gemeinsame Reise der Mitglieder der Komitees für Städtepartnerschaft aus Nottuln, St. Amand-Montrond und Chodziez mit vielen Perspektiven Nottuln/St. Amand-Montrond/ Chodziez/ Berlin.
Das Wort vom “Weimarer Dreieick” machte am Wochenende schnell die Runde. Das „Weimarer Dreieck“ ist bekanntlich ein außenpolitisches Gesprächs- und Konsultatsforum Deutschlands, Frankreichs und Polens mit der Zielsetzung der Stärkung der europäischen Integration. Und das traf – genau betrachtet – den Nagel auf den Kopf. Vier Tage verbrachten am vergangenen Wochenende Mitglieder der Komitees für Städtepartnerschaft aus St. Amand-Montrond (Frankreich), Chodziez (Polen) und Nottuln in Berlin. Untergebracht war die 50köpfige Delegation unter der Reiseleitung von Helmut Walter in einem Hotel in Wensickendorf in der Nähe von Oranienburg. Eine gemeinsame Komiteesitzung mit weiteren Planungen der tri-nationalen Zusammenarbeit, die Besichtigung der Stadt Berlin und der Besuch des Deutschen Bundestages waren die Eckpunkte des Programms. Begrüßt wurden die Komitees nach der Besichtigung des Plenarsaals im Reichstagsgebäude gleich von zwei Bundestagsabgeordneten, von Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) und Karl Schiewerling (CDU). Klar, dass schnell europäische Fragen diskutiert wurden – so die Freizügigkeit des europäischen Arbeitsmarktes, Werte- und Erziehungsfragen und die teilweise nicht nachvollziehbaren Regelungen der EU für die jeweiligen Länder. Angelica Schwall-Düren, die zudem noch Bundesvorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft ist, brachte ihre Sorge über die gegenwärtige politische Entwicklung in Polen zum Ausdruck. Die neue polnische Regierung hatte in der Vergangenheit sich auch mit anti-deutschen und anti-europäischen Auslassungen hervorgetan. Schwall-Düren: „Aber die zivilgesellschaftlichen Verbindungen zwischen unseren Ländern sind so stabil, dass sie Umwege auf der Regierungsebene überwinden können.“ Beide Bundestagsabgeordneten lobten in diesem Zusammenhang die städtepartnerschaftliche Arbeit in Nottuln. Bei der anschließenden Stadtrundfahrt durch die Hauptstadt wurden die vielfältigen historischen Verbindungen gerade auch zwischen Deutschland und Frankreich deutlich. So entstand zum Beispiel der Französische Dom in Berlin, als im 18. Jahrhundert die Hugenotten in Frankreich verfolgt wurden und diese in Berlin freundlich aufgenommen wurden. Jeder vierte Berliner war zu der damaligen Zeit Franzosen, wusste die Stadtführerin zu berichten. Auch die dunklen Kapitel deutscher Geschichte wurden nicht ausgelassen. So besichtigten die französischen, polnischen und deutschen Besucher das ehemalige Stasigefängnis Hohenschönhausen und ließen sich von einem damaligen Häftling die Praktiken des Verhörs erklären. Eindruck hinterließ auch das neue Holocaust-Denkmal, das Stelenfeld am Brandenburger Tor mit dem darunter liegenden Informationszentrum, das die systematische Vernichtung der Juden Europas zeigt. Im Wesentlichen wurde an diesem Wochenende aber nach vorne geschaut und weitere Stationen einer tri-nationalen Städtepartnerschaft geplant. Unter der Leitung von Alain Tessonneau und Robert Hülsbusch fand am Sonntagmorgen zum ersten Mal eine gemeinsame Sitzung aller drei Komitees statt. Schnell war man sich einig: Die Dreiecksbeziehung soll weiter ausgebaut werden, weitere Treffen des „Weimarer Dreiecks“ sind geplant. Auch konkrete Termine wurden ins Auge gefasst: Im März 2007 wird in St. Amand-Montrond zum 60. Mal das Weinfest stattfinden. Gäste aus Nottuln und Chodziez werden dazu erwartet. Fronleichnam 2007 fährt die Karawane dann nach Polen. Dort wird das 15. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Chodziez und Nottuln gefeiert. Und dann wurde optimistisch in die Ferne geblickt und die Freude auf weitere tri-nationale Treffen fand kein Ende: Für 2008 wurde der gemeinsame Besuch des Europäischen Parlaments in Aussicht gestellt. 2009 soll gemeinsam das 25jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Nottuln und St. Amand-Montrond in Nottuln gefeiert werden. Und dann 2012 wird die Städtepartnerschaft zwischen Nottuln und Chodziez schon 20. Jan Margowski, Vorsitzender des Komitees für Städtepartnerschaft in Chodziez, formulierte zum Schluss, was viele dachten: „Nie hätte ich vor Jahren daran gedacht, dass wir so eine intensive Beziehung zwischen Polen, Deutsche und Franzosen entwickeln würden. Ich fahre mit großen Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft wieder nach Hause.“ - sprach`s und stimmte das polnische Lied „Sto lat“ an: „Hundert Jahre sollst du leben…“