Europa besser verstehen gelernt
Trinationales Treffen der Partnerschaftskomitees in Straßburg
Europa ist Vielfalt. Das beweisen nicht nur die Fahnen der Mitgliedsstaaten, sondern auch die Zusammensetzung der Reisegruppe aus Nottuln, Chodziez und Saint-Amand-Montrond. Foto: Stefan Volpert
Europa - das unbekannte Wesen? Um diesem doch verbreiteten Eindruck entgegenzutreten, hatte der Fachbereich Saint-Amand-Montrond des Partnerschaftskomitees der Gemeinde Nottuln eine Reise für Bürger aus Chodziez, Saint Amand und Nottuln nach Straßburg organisiert.
Die fünftägige Reise war gespickt mit Programmpunkten, die die unterschiedlichen Aspekte des Zusammenlebens in Europa beleuchteten. Angefangen beim Europarat, dem ältesten und mittlerweile 47 Länder umfassenden Zusammenschluss europäischer Staaten, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und dem europäischen Parlament wurden Einblicke in das Wesen und die tägliche Arbeit dieser Gremien vermittelt.
Ein Impulsvortrag der deutschen Europaabgeordneten Nadja Hirsch eröffnete die Veranstaltungen. Sie gab spannende Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Der Besuch des Parlaments mit Teilnahme an einer Plenarsitzung fand seinen Höhepunkt in einem außergewöhnlichen Rollenspiel, in dem die Reiseteilnehmer sich in die Rolle der Parlamentarier begaben. Eindrucksvoll konnten sie nachvollziehen, unter welchem Druck – zeitlich und inhaltlich – Entscheidungsprozesse ablaufen, um letztendlich Ergebnisse zu finden, die nicht nur einzelnen Interessengruppen, sondern einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht dienen.
Der Besuch des europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte mit einem engagierten Vortrag der deutschen Pressesprecherin, Richterin Somi Nikol, beleuchtete Hintergründe von Entscheidungen, die nahezu die gesamte europäische Bevölkerung vom Nordkap bis zur Türkei, von Russland bis Portugal betreffen – mithin über 800 Millionen Menschen.
Der Besuch des Museums „Mémorial de L’Alsace-Moselle“, das außerhalb von Straßburg im Bereich des ehemaligen Konzentrationslagers Schirmeck liegt, zeigte bedrückende Zeugnisse der Vorgeschichte der Europäischen Union durch Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts. Der Museumsbesuch machte den Teilnehmern noch einmal die besondere Bedeutung eines vereinten Europas für den Frieden und den demokratischen Zusammenhalt deutlich.
Stadtbesichtigungen unter fachkundiger Führung zu Land und zu Wasser vertieften die Eindrücke. „Es wurde schnell deutlich, dass jenseits sprachlicher Schwierigkeiten die großen Gemeinsamkeiten überwiegen“, fasste Komiteevorsitzender Günter Dieker zusammen. „Nationale Lösungsansätze kōnnen die großen Probleme, wie soziale Verwerfungen, Friedenserhaltung, Klima und die damit verbundenen Migrationsbewegungen nicht oder nur sehr eingeschränkt beheben. Nach innen und nach außen brauchen wir den europäischen Gedanken, europäische Entscheidungen, eine europäische Stimme.“
Vielfalt ist die Stärke dieses Europas, darin waren sich alle Teilnehmer am Ende der Reise einig.
Westfälische Nachrichten, 9. Oktoberl 2018