Vor zehn Jahren: Hansjörg Krukenberg (rechts), damals Vorsitzender des Nottulner Chodziez-Komitees, konnte zur Feierstunde gemeinsam mit dem Komitee-Vorsitzenden aus der polnischen Partnerstadt, Jan Margowski, die Vorsitzende der deutsch-polnischen Gesellschaft, Angelica Schwall-Düren begrüßen.
Mal wieder in Polen
Hansjörg Krukenberg - Motor der Städtepartnerschaft
Von Robert Hülsbusch
„Der ist nicht da. Der ist mal wieder in Polen!“ Niemand war überrascht, wenn er sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nach Hansjörg Krukenberg erkundigte und dann diese Antwort bekam. Fast ist Polen seine zweite Heimat geworden. Niemand aus Nottuln schloss gerade in den Anfangsjahren der Städtepartnerschaft zwischen Nottuln und Chodziez so intensive und so breit angelegt Bekanntschaften und Freundschaften mit den Menschen in Chodziez wie dieser groß gewachsene Mann vom Esch – mittlerweile 75 Jahre alt. 14 Jahre war er der Vorsitzende des Nottulner Komitees. 2004 trat er in die zweite Reihe zurück. Die Partnerschaft zwischen Chodziez und Nottuln wäre nicht in dieser Intensität aufgeblüht, wenn nicht alle im Komitee gut arbeitet hätten. Aber – und da wird sich keiner zurückgesetzt fühlen – Hansjörg Krukenberg hat im ersten Jahrzehnt „den Karren gezogen.“
Wer in Chodziez mit den Menschen spricht, der merkt schnell, dass Hansjörg „Krukenberga“ dort bei vielen sehr beliebt ist, - sicher auch von manchen mehr respektiert wird.
Die Polen lernten ihn kennen, wie er hier in Nottuln geschätzt wird: als einen liebenswerten Mann, der sich sehr für eine Sache ins Zeug legt und der genau weiß, was er will und was er nicht will. Und dafür geht er manchmal auch mit dem Kopf durch die Wand. Krukenberg setzte sich unermüdlich dafür ein, dass sich viele Nottulner Vereine für die Partnerschaft engagieren, brachte Menschen zusammen, leistete wichtige Überzeugungsarbeit. Mit der gleichen herzlichen und engagierten Haltung ging und geht der Nottulner auch auf die Menschen in Chodziez zu. Den Druck seiner großen warmen Hand spürten schon viele - Alte und Junge, Angesehene und weniger Angesehene – da macht er keinen Unterschied. Auf jeden geht er freundlich zu – mit der festen Absicht, auch diesen für eine Partnerschaft mit Nottuln zu gewinnen.
Am 1. September 1999 trafen sich die Mitglieder der beiden Komitees in Berlin, um gemeinsam an den Überfall deutscher Soldaten vor damals 60 Jahren zu erinnern. Dieses Treffen blieb und bleibt bei allen Teilnehmern in Erinnerung, weil es eine sehr persönliche Begegnung mit der gemeinsamen Geschichte während des Zweiten Weltkrieges wurde, eine sehr persönliche Begegnung unterschiedlichster Biographien. In dieser Runde berichtete Hansjörg Krukenberg von zwei Erinnerungen: Als kleiner Junge lernte er polnische Zwangsarbeiter kennen. „Pollaken“ nannte man die damals. Man durfte nicht mit ihnen reden, ja keinen Kontakt haben. Aus dieser Zeit stammt bei vielen Deutschen zunächst ein negatives Bild von polnischen Menschen. Viele Vorbehalte bestehen auch heute noch. Und – Hansjörg Krukenberg erzählte, dass sein Vater im Zweiten Weltkrieg schwer verletzt wurde, an dieser Kriegsverletzung auch starb. Diese Erlebnisse waren sicher mit ein Grund dafür, dass Hansjörg Krukenberg, als 1990 in Nottuln über eine Städtepartnerschaft mit einer Stadt in Osteuropa nachgedacht wurde, sofort mit dabei war – fest entschlossen, ein neues Kapitel zwischen Polen und Deutschland aufzuschlagen.
Zum 10jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft stellte Krukenberg diese Gedanken an den Schluss seiner Ausführungen: „Die deutsch-polnische Nachbarschaft hat lange Zeit unter Problemen gelitten. Der Dank für unsere Arbeit im Komitee ist das Wissen, dass wir unseren kleinen Teil zu einer gegenseitigen Verständigung beigetragen und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vermittelt haben.“ Ein größeres Geschenk gibt es nicht – Danke Hansjörg Krukenberg!
Westfälische Nachrichten, 30. Mai 2012