Feierlich ging es zu am 31. März 1992 in Rathaus von Chodziez. Der damalige Bürgermeister der polnischen Partnerstadt, Andrzej Jaroszynski (am Mikofon) begrüßte zum Festakt, bei dem die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet wurde, die Delegation aus Nottuln. Zu der gehörten der damals noch ehrenamtliche Bürgermeister Bernd Mensing (li.) und Gemeindedirektor Joseph Moehlen (2.v.r.) jeweils mit Ehefrauen. Rechts der langjährige Vorsitzende des Nottulner Komitees, Hansjörg Krukenberg.
Trumpfkarte: Friedensliebe
Verwaltung unterstützte Partnerschaft
Von Joseph Moehlen
Nottuln. Von Anfang an stand die hauptamtliche Verwaltung, deren verantwortlicher Chef nach der in der Epoche geltenden Verfassung bis 1993 ich war, für eine Partnerschaft mit einer polnischen Stadt ein, wenngleich die Bemühungen für das Zustandekommen 1992 unmittelbar aus dem Herzen der Bürgerschaft unternommen wurden, maßgeblich von der FI Nottuln, nachhaltig unterstützt von der örtlichen Presse, namentlich von Peter Buddendick. Aus professioneller Sicht waren die Vorteile deutlich. Eine ohnehin längst global reisende Bürgerschaft konnte sich als wahrhaft europäisch beheimatet identifizieren, die ein halbes Jahrhundert durch Krieg und totalitäre Herrschaft beschädigten Nachbarbeziehungen reanimieren, Wirksames zur Heilung leisten, wozu breite Bereitschaft bestand, bei der Jugend ohnehin. Nottuln war durch städtisch ausgebaute Infrastruktur und Kultur, Sport und gesellschaftliches Profil längst weit entfernt von sturer, bukolischer Kiepenkerliade, wie sie dem Münsterlandmenschen immer wieder angedichtet wird und die bei genauerem Hinsehen nur noch als unwahrhaftige Reminiszenz für wer weiß welche obsoleten Dekorationen herhält. Engstirnigkeit hatte in Nottuln schon immer ein zeitnahes Verfallsdatum. Weltoffenheit, Toleranz, Abbau von Vorurteilen und Friedensliebe, die nichts anderes als eine Form der Nächstenliebe ist, waren die modernen Trumpfkarten, wie sie vor allem von der jungen Bürgerschaft ausgespielt wurden. So zeigte sich denn während der Vorbereitung bald, dass vereinzelt deutlich werdende Aversionen keine Chance hatten. Die Bürgerschaft, so die Jugend, gewann schon unübersehbare Vorteile durch die gegenseitigen Nutzungsmöglichkeiten der beiden städtischen Einrichtungen in Bildung, Kultur und Sport, von den Freuden der Reise, Begegnung und Gastlichkeit zu schweigen. Nach Kräften förderte die damals finanziell wohl bestgestellte Gemeinde des Landes die zweite Partnerschaft nach St. Amand, und das taten wir gern. Aber nicht allein. Die Schulen, die Vereine, individuell ungebundene Bürger traten auf den Plan und brachten das zustande, was sich nun im Jubiläumsjahr als dauerhaft und gut fundamentiert erweist. Es ist eine schöne Zeit, in der wir leben!
Persönlich mache ich so wie meine Frau aus der Zuneigung für Polen keinen Hehl. Es ist das Land der wundersamen Seen, Wälder und Landschaften, einer Philosophie – das ist meine Prognose –, von der Europa noch viel lernen wird, lernen muss, warmherziger Gastlichkeit und sprichwörtlich schöner Frauen, der tiefen Religiosität, das Land der Polonaisen, Mazurken und Nocturnes Frédéric Chopins.
Ich besitze einen Ehrenbürgerpass der Stadt Chodziez. Ich habe ihn gern. Für die freundlichen Offiziellen, Geistlichen und Bürger, die mir begegneten, gilt das auch.
Westfälische Nachrichten, 23. Mai 2012