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Bürgermeister
Bernd Mensing (li.) war Bürgermeister der Gemeinde Nottuln, als die Städtepartnerschaft vor 20 Jahren gegründet wurde. Er, wie auch seine Nachfolger (rechts Heinz Fliß, in der Mitte der amtierende Bürgermeister Peter Amadeus Schneider) unterstützten die Partnerschaft sehr. Foto: Stefan Volpert

Zwei Jahrzehnte gelebter Traum

Städtepartnerschaft Nottuln-Chodziez trägt zum Haus Europa bei

Nottuln - Als am 31. März 1992 die Unterschriften unter die Urkunden zur Begründung der Städtepartnerschaft zwischen der Gemeinde Nottuln und der polnischen Stadt Chodziez gesetzt wurden, geschah, was noch niemand richtig ahnen konnte: Ein Traum ging in Erfüllung.
Die Initiatoren der neuen Partnerschaft träumten davon, dass sich viele Menschen aus Nottuln und Chodziez kennenlernen, dass vor allem junge Menschen sich gegenseitig besuchen, für eine gewisse Zeit in den Familien zusammen leben, und Freundschaften schließen.
Die Besiegelung dieser Städtepartnerschaft sollte der Grundstein sein für die gute nachbarschaftliche Beziehung zwischen unseren Völkern und damit für Frieden in Europa. So formuliert es die Partnerschaftsurkunde, die seit jetzt 20 Jahren im Foyer der von-Ascheberg­schen Kurie hängt. Und es gab und gibt eine Vielzahl an Kontakten: Allein über 1000 Jugendliche aus Chodziez konnten nach Nottuln eingeladen werden. Ebenso durften über 1000 Jugendliche aus Nottuln nach Chodziez fahren. Damit ist schon die wichtigste Partnerschaftsverbindung – der Schulaustausch – genannt. Die Schulen und ihre Lehrerinnen und Lehrer – in Nottuln die Liebfrauen-Realschule und das Gymnasium – leisten wertvolle Arbeit.
Weitere Kontakte fanden auf vielen anderen Ebenen statt. Natürlich auf der offiziellen Ebene mit den Stadt- und Gemeindespitzen. Die meisten Kontakte jedoch werden durch Vereine getragen: Die Pfadfinder organisierten gemeinsame Lager. Chöre und weitere Musikgruppen besuchten sich und musizierten gemeinsam. In Chodziez entstand eine Kolpinggruppe, die intensiven Austausch mit der Kolpingsfamilie Nottuln betreibt. Die Nottulner DLRG und die WOPR in Chodziez besuchen sich seit Jahren regelmäßig. Ebenso die Feuerwehren oder auch der Heimatverein.
Immer wieder treffen sich junge Sportlerinnen und Sportler aus den beiden Partnerstädten, um sich im Wettkampf (Fußball, Handball, Tennis, Laufen usw.) zu messen. Mannschaften aus Chodziez nehmen regelmäßig an den großen Turnieren des SV DJK Grün-Weiß Nottuln teil. Schützenbrüder und Jäger, Landwirte und Landfrauen besuchten sich gegenseitig.
Über den Austausch hinaus fanden immer wieder gemeinsame Projekte statt: Beide Kolpingsfamilien unterstützten die Volksküche in Chodziez. Spenden wurden für ein Kinderheim in Chodziez gesammelt. Stefan Volpert organisiert jedes Jahr den internationalen Jazz-Workshop in Chodziez mit, wirbt mit Erfolg dafür, dass möglichst viele deutsche Musiker – auch aus Nottuln – sich daran beteiligen. Auf dem Martinimarkt in Nottuln konnten Besucher Porzellan aus Chodziez kaufen.
Aber die Städtepartnerschaft brachte in den vergangenen 20 Jahren auch vielfältige rein private Kontakte hervor: Menschen aus Nottuln machen Urlaub in Chodziez und umgekehrt, Familien laden sich gegenseitig ein, Feste werden gemeinsam gefeiert. Und ganz besonders freute sich das Nottulner Komitee, als es zum ersten Mal die Aufgabe hatte, einem deutsch-polnischen Hochzeitspaar zu gratulieren. Er kommt aus Nottuln, sie aus Chodziez. Die Städtepartnerschaft führte sie zusammen. Allein wegen dieses privaten Glücks hat sich die Arbeit für die Städtepartnerschaft gelohnt.
Möglich wurde diese lebendige Partnerschaft durch das Engagement vieler Menschen aus Nottuln und Chodziez. Möglich wurde diese lebendige Städtepartnerschaft auch durch die engagierte Arbeit der Mitglieder der beiden Komitees. Auf polnischer Seite ist den Nottulnern sicher besonders der Vorsitzende Jan Margowski bekannt, aber auch Andrzej Skibinski („Skiba“), Dorota Idczak, Joanna Pietraszak und Beata Swiderska. Im Nottulner Komitee arbeiten sie mit großer Kontinuität an der stetigen Weiterentwicklung der Partnerschaft: Hansjörg Krukenberg, Robert Hülsbusch, Agnieszka Blakert, Vera Brendel, Peter Buddendick, Jürgen Hilgers-Silberberg, Peter Steil und Stefan Volpert.
Die Aufgabe der Komitees ist es, Kontakte zu initiieren und zu begleiten und sich dann möglichst überflüssig zu machen. Um diese Arbeit zu planen, treffen sich die beiden Komitees aus Nottuln und Chodziez jedes Jahr einmal. Auf diesen mehrtägigen Treffen werden Erfahrungen ausgetauscht, neue Kontaktwünsche vermittelt, Probleme besprochen, aber es wird auch gefeiert. Private Freundschaften sind so entstanden, Freundschaften, die über die offizielle Arbeit weit hinausgehen: Wenn man hochrechnet, wie viele Kilometer die Mitglieder der Partnerschaftskomitees aus Chodziez und Nottuln in Summe zusammen in den letzten 20 Jahren hin und hergefahren sind – dann kommt man auf rund 240 000 Kilometer.
Das ist fast sechsmal rund um die Erde – eine hohe Investition. Eine Investition in eine Sache, von der die Menschen in Nottuln und Chodziez überzeugt sind. Und wenn Menschen aus Chodziez in Nottuln zu Besuch sind und mit tiefer Überzeugung sagen: „Ich bin hier in Nottuln zu Hause.“ – dann wird diese Überzeugung lebendig. Dann wird die Vorstellung vom „gemeinsamen Haus Europa“ ein Stück Realität.

Robert Hülsbusch
Robert Hülsbusch ist nach Hansjörg Krukenberg erst der zweite Sprecher des Fachbereichs Chodziez im Komitee für Städtepartnerschaft. Ergehört zu den Gründungsmitgliedern. Foto: Stefan Volpert

Erinnerungen

Rund acht Wochen gehen noch ins Land, dann wird in Nottuln groß gefeiert. Rund acht Wochen gehen noch ins Land, dann wird in Nottuln groß gefeiert. Vom 8. bis 10. Juni (Freitag bis Sonntag) findet das Fest zum 20-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Nottuln und Chodziez statt. Neben den rund 300 Gästen aus Polen wird auch eine Delegation aus der französischen Partnerstadt St.-Amand-Montrond erwartet. Menschen aller Altersstufen trafen sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der Stadt an den drei wunderschönen Seen oder am Rande der Baumberge. Begegnungen, die nicht ohne Folgen blieben.
Viele Freundschaften wurden geschlossen – die Menschen lernten sich besser kennen, lernten die Besonderheiten der Anderen verstehen. An einige dieser Besonderheiten, aber auch an Alltäglichkeiten, an Menschen, die die Partnerschaft in besonderer Weise unterstützt haben, erinnert das Partnerschaftskomitee in Zusammenarbeit mit den WN in einer Artikelserie. Die Beiträge stammen von denen, die dabei waren, als diese Partnerschaft auf den Weg gebracht wurde, aber auch von denen, die sie danach weiter mit Leben erfüllten.

Von Robert Hülsbusch

Westfälische Nachrichten, 12. April 2012

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