Diese Kinder der St.-Martinus-Schule haben den Unterricht mit Andrzej Skibinski sehr genossen.
Polnisch macht Spaß
Andrzej Skibinski brachte Kindern und Erwachsenen erste Polnischkenntnisse bei
Nottuln - Es ist seine letzte Schulstunde in Nottuln. Andrzej Skibinski steht mitten im Klassenraum in der St.-Martinus-Grundschule, umgeben von einem guten Dutzend Jungen und Mädchen. Fast alle sind mit kleinen Geschenken gekommen. Zwei Mädchen haben einen großen Nikolaus auf ihre Schoko-Pralinenpackung geklebt. Auf dem Etikett steht in kindlicher Blockschrift: „Szanowny Panie Skibinski. Dziekujemyza lekcje jezyka Polskiego, Pozdrowienia, Anna und Sophie“ (viele Zeichen sind unvollständig, weil es sie in deutscher Druckschrift nicht gibt). Übersetzt soll es heißen: „Sehr geehrter Herr Skibinski, vielen Dank für den Polnischunterricht, Anna und Sophie.“
Der polnische Lehrer bedankt sich. Er wirkt ein wenig verlegen. Fast traurig. Also greift er schnell zu den Büchern und lässt die Kinder Bilder übersetzen. Dann Zahlen, dann lässt er sie die Farben beider Länder erklären. „Weiß-Rot“ für Polen, „Schwarz-Rot-Gold“ für Deutschland.
Andrzej Skibinksi, pensionierter Deutschlehrer aus Nottulns Partnerstadt Chodziez, kam vier Wochen lang in die St.-Martinus-Schule. Hier gab er im Rahmen eines von der Europäischen Union geförderten Projekts Polnischunterricht für Grundschüler. Gleichzeitig lehrte er auch in der Realschule, im Gymnasium und in der Grundschule Darup und begleitete im Auftrag des Katholischen Bildungswerks einen Gesprächskreis für Erwachsene.
Anfang nächsten Jahres wird Peter Steil, ehemals Direktor am Nottulner Gymnasium, für vier Wochen nach Polen reisen, um in Chodziez Schüler auf die mündlichen Abiturprüfungen in Deutsch vorzubereiten. Zusätzlich stehen Stunden an der „Universitet Treciego Wieku“ an, „einer Art VHS für Ältere“, schmunzelt Steil, der mit seiner Pensionierung im Jahre 2003 damit begann, die polnische Sprache zu lernen. Mit großem Erfolg. An diesem Mittag aber hilft er noch seinem Freund Andrzej bei dessen letzter Schulstunde.
Warum so traurig? Ein Lied muss her. Alle singen es gemeinsam: „Panie Janie, Panie Janie, Rano wsta! Rano wsta!, Wszystkie dzwony bij . . .“ Bei uns bekannter als „Bruder Jakob, Bruder Jakob. Schläfst du noch? Schläfst du noch? Hörst du nicht die Glocken?. . .“ In Nottuln läutet nur die Schulglocke. Die Stunde geht zu Ende. Die Jungen und Mädchen fallen wie ein Schwarm Hummeln über ihren polnischen Lehrer her, der auch ihr Freund war, und drücken ihn zum Abschied. Der Blick von Andrzej Skibinski geht noch einmal zur Tafel hoch. Dort steht noch immer: „Niemiecki? - Jasne!“ Oder übersetzt: „Deutsch? - Na, klar!“
Von Dieter Klein, Nottuln