geschichte

 

Kurzer, historischer Grundriß der Stadt Chodziez

Die erste urkundliche Erwähnung von der Siedlung, die sich Dorf Chodziez nannte, fand man aus dem Jahre 1409. Im Jahre 1434 ist vom König Wladyslaw Jagiello dem Dorfe Chodziez das Stadtrecht verliehen worden. In dieser Zeit ist auch der Ringplatz entstanden, welcher nach mittelalterlichem Muster erbaut war. Er war viereckig und mit den Straßen nach allen vier Weltseiten. In dieser Zeit liegt auch das erste Ansiedeln von Handwerkern, besonders Weber, Färber und Tuchmacher.

Stadtplan1434

Erster bekannter Plan von Chodziez aus dem Jahre 1434. Noch in Deutsch beschriftet. Damals stand eine Burg am See, deutlich zu erkennen ist auch der Marktplatz.

Eine zweite größere Einwanderung von Handwerken war im Jahre 1656, verursacht durch den schwedisch-polnischen Krieg. Mit dieser Einwanderung war die Erweiterung der Stadt nach Westen verbunden. Es ist ein neues Stadtviertel entstanden, Neustadt genannt. Heute ist es die Kosciuszkostraße mit Resten der alten Weberhäusern.
Im Jahre 1772, durch die erste Teilung Polens, ist der Netzegau und damit auch Chodziez den Preußen zugefallen. Innerhalb der neuen Kreiseinteilung Preußens, war im Jahre 1818, aus Abschnitten der Kreise Wirsitz, Czarnkau, Wongrowitz und Oborniki der Kreis Chodziez entstanden.
Bis in die zweite Hälfte des XIX. Jahrhunderts hatte Chodziez keinen Bahnanschluss. Erst im Jahre 1879 wurde die Strecke Posen - Kolmar - Schneidemühl eröffnet. An der Erbauung der Eisenbahnstrecke Posen - Kolmar hatte der Chodzieser Landrat v. Colmar Megenburg seinen Anteil, welcher sich energisch dafür eingesetzt hatte, daß der Bahnhof, nicht so unpraktisch wie in Oborniki und Rogosen, weit von der Stadt gebaut wurde. Deswegen wurde im Jahre 1878 Chodziez, zu Ehren des Landrats, durch die Kabinettsorden in "Kolmar i. Posen" umbenannt.
Das älteste Bauwerk war im Chodziez das Schloß, welches bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts der Sitz der Grundherren gewesen war. Um die Wende des XIX. Jahrhunderts hatten sich die Grafen Grudzinski in Oberlesnitz ein neues Schloß erbaut und das alte Stadtschloß, nachdem noch vorbeigehend eine Brauerei dort eingerichtet gewesen war, dem Verfall überlassen. Zwei Kaufleute, Schnorr und Müller, hatten dieses verfallende Schloß gekauft und drinnen eine Steingutfabrik errichtet. Das war der erste Schritt auf dem Wege zur Chodzieser Keramischen Industrie. Dann ist noch die Porzellanfabrik gekommen, welche im Jahre 1897 in Betrieb ging. Aber merkwürdig ist es, daß die Rohstoffe zur Produktion so wie dann auch die Leute importiert werden mussten.

Dann kam der Weltkrieg. Im Jahre 1918 brach in Deutschland der Kieler Matrosen-Aufstand aus, welcher den Kaiser zur Abdankung gezwungen hatte. In der Provinz Posen sind die polnischen Einwohner mit aller Kraft daran gegangen, eigene Truppenverbände aufzustellen. Außerdem wurden in den Städten die Polnischen Volksräte gebildet unter der Führung des obersten Volksrates zu Posen. Der Vorsitzende des Polnischen Volksrates in Kolmar war Probst Czechowski.
Die polnische Hochspannung in der Provinz Posen hatte, bei der Anwesenheit in Posen am 27.12.1918 des Pianisten und intellektuellen Führers Ignacy Paderewski, zum bewaffneten Aufstand geführt, welcher bis zum 16. Februar 1919 dauerte. Am 6. Januar 1919 zogen die kleinen polnischen Militärkräfte in Kolmar ein, aber wurden in der Nacht zum 7. Januar vertrieben. Am 8. Januar 1919 hatten die Polen erneut die Stadt erobert.
Durch die Verhandlung der deutschen Kommission mit dem Kommandanten der polnischen Wehrmacht Kowalski wurde erreicht, daß die polnische Besatzungstruppe noch in derselben Nacht abzog. So kam die Stadt in einem Zustand der Neutralität. Am 3. Februar 1919 wurde die Stadt wiederum von deutschen Truppen besetzt. Endlich durch den Friedensschluß von Versailles ist die Stadt Kolmar dem polnischen Staate zugeteilt und am 19. Februar 1920 von polnischen Militärkräften und polnischen Behörden besetzt worden.


Bearbeitet von Zygmunt Orlowski

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